Luis Thomas Prader (Segretario del Comitato Unitario delle Isole Linguistiche Storico-Germaniche di Luserna): Deutsche Sprachinseln in Italien - Zimbern, Mocheni und Walser

Als Sprachinseln werden kleine Sprachgemeinschaften bezeichnet, die in oasenähnlicher Isolation in einem sprachlich und kulturell fremden Umfeld leben und ihre sprachlichen Eigenarten vor allem wegen der geografischen Abgeschiedenheit bis heute erhalten konnten. Die gesprochenen Sprachen sind daher in der Regel „archaische“ Sprachen, die sich im Laufe der Jahrhunderte kaum oder gar nicht verändert haben.

Diese Sprachinseln haben Strategien entwickelt, um als verschwindend kleine Minderheiten in einem fremden Umfeld überleben zu können. Es gilt, dem permanenten Einfluss der Mehrheitssprache und –kultur entgegenzuwirken, die über die Medien, den Arbeitsmarkt, gemischtsprachige Ehen, die Schule, die Kirche und nicht zuletzt durch die Verwendbarkeit der eigenen Sprache außerhalb der Gemeinschaft ständig präsent ist.

Da die Sprachen von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurden, entstand oft keine Schriftkultur. Erst heute beginnt man, diese Sprachen zu kodifizieren. Verbunden damit ist nicht nur ein Aufleben dieser archaischen Sprachformen, sondern auch ein neu gewonnenes Selbstbewusstsein, verbunden mit einem Neuerstehen von Brauchtum und Tradition. Heute wird versucht, die schon fast verloren gegangenen Sprachen zu unterrichten und zu gebrauchen – in der Familie, im Dorf, in Beschilderungen und im öffentlichen Leben. Das Weiterleben solcher Gemeinschaften ist Teil der schützenswerten europäischen Sprachenvielfalt.

Dieser Vortrag fand statt in Kooperation mit dem Istituto Italiano di Cultura Wolfsburg und dem Lehrgebiet Romanistik der Leibniz Universität Hannover.