Prof. Dr. Elton Prifti (Mannheim): "Pluridimensionale Migrationslinguistik: Theorie, Methode, Anwendung"

Die Geschichte unserer Zivilisation ist im Grunde eine Migrationsgeschichte. Die Relevanz der Migration bei der Gestaltung der einzelnen Sprachen sowie ggf. bei der Genese neuer Sprach(varietäten) entspricht nicht dem Stellenwert, dem dieses Phänomen bisher in der Sprachwissenschaft eingeräumt wurde. Die fortschrittliche Entwicklung der Kontakt- und der Variationslinguistik hat neue Perspektiven auch für die migrationslinguistische Forschung eröffnet, die sich zunehmend interdisziplinär orientiert, wie die pluridimensionale Migrationslinguistik, die im Rahmen des Vortrags vorgestellt wird.
Die migrationsbedingten Sprachkontakte sind durch eine stark ausgeprägte Dynamik gekennzeichnet, die in der Beschreibung des durch die Migration verursachten Sprachwandels konsequent beachtet werden soll. Die sich graduell konsolidierende pluridimensionale Migrationslinguistik ermöglicht eine adäquate systematische und umfassende Beschreibung der durch Migration verursachten sprachlichen Konvergenzprozesse. Sie beruht auf die Ergebnisse der eingehenden Erforschung einer Reihe von migrationsbedingten Sprachkontakten (z.B. Italoromanisch-American English (USA), Portugiesisch-Rätoromanisch-Italienisch-Deutsch (Graubünden, Schweiz), Aromunisch-Albanisch (Südostalbanien), Italoromanisch-Italoalbanisch (Süditalien), Spanisch-Deutsch (Mannheim, Deutschland), Italienisch-Deutsch (Potsdam und Mannheim, Deutschland), u.a.).
Der Vortrag ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden die wichtigsten theoretischen Grundlagen und Differenzierungen der pluridimensionalen Migrationslinguistik dargestellt. Ihre Methodologie ist das Objekt des zweiten Teils. Im dritten Teil werden konkrete Anwendungsbeispiele vorgestellt.